wegen rollstuhl


Ich hab jetzt schon oft gehört: „sie mach ihr Abitur, trotz Rollstuhl.“
Falsch! Ich mach mein Abitur WEGEN Rollstuhl.

Ich muss sagen, ich war ziemlich unterwegs (wie man so schön sagt). Soll heißen, ich war viel feiern, trinken und hab die ein oder andere Sache probiert. Völlig normal, ich weiß. Manchmal ein bisschen zu viel des Guten genommen, aber kommt vor. Auf jeden Fall hab ich für die Schule eher weniger gemacht und mich weniger interessiert. Hab die 8. Klasse wiederholt (durchgefallen in 5 Fächern), sogar extern mein Quali gemacht (1,88), weil auch beim zweiten Versuch nicht sicher war, ob ich’s schaffe. (Bin ja eh schon ein etwaaas schwieriger Mensch/Charakter v.a. gegenüber „Obrigkeiten“(aka Lehrer), weil aufmüpfig, aufgedreht, Hauptsache dagegen.... Und das Ganze dann noch mit verrücktspielenden Hormonen, ihr könnt es euch denken…Auszeit, Verweise,… alles gesammelt. )

Erst in der 10. Hat’s etwas klick gemacht (in Latein sogar auf 2,0 gekommen(aber der Lehrer war einfach verdammt gut. Grüße an Sie))

Trotzdem wollte ich nach dem Jahr auf die Fos gehen, weil der Schnitt halt noch immer ziemlich wacklig war. Tja zum halb Jahr, hat sich dann das Thema Schule erstmal komplett erledigt, und es ging um mein Leben. (Bin heute mal dramatisch, brauch wieder Likes). Die nächsten 8 Monate kennt ihr ja.

Irgendwann, als ich 5 Monate nach dem Unfall EINIGERMASEN fit war, kam langsam die Frage auf: Schule? Ja? Nein? Überhaupt möglich?

Wieder 3 Monate später und inzwischen zuhause war dann die Frage: „Welche Schule?“

Ich hätte auf die FOS gehen können, wäre rollstuhlgerecht gewesen. Aber! Da hätte ich weder Freunde gehabt, mich null ausgekannt und im Rollstuhl sitzend ist das halt einfach noch mal ein Stück anders und schwerer sich zurecht zu finden. (Auch Freunde zu finden, weil die Leute halt einfach Angst haben). So hab ich mich halt entschieden, an meinem Gymnasium zu bleiben. Nachdem Sätze in Richtung: „Ja Amelie, willst du nicht auf diese besondere Schule in XY, die sind extra für sowas ausgelegt……………“ 25 mal gefallen sind und 26 mal verneint wurden ((mit Abschieben tut man sich sehr leicht)), konnte ich zurück an meine alte Schule. Und als ich dort war wurde ich von allen Lehrern wirklich schön empfangen. Viele sind zu mir gekommen, haben mir gesagt, wie schön es ist, dass ich wieder hier bin,… , war wirklich schön. Gut, Freunde hatte ich dann auch dort nicht mehr. Aber wenigsten kannten mich die Leute dort, wussten was los ist/war und haben nur halb dumm geschaut/gegafft, ihr Pisser.

So, jetzt bin ich bisschen viel abgeschweift. Jedenfalls bin ich so WEGEN Rollstuhl am Gymnasium geblieben. Und dadurch, dass ich vor allem in der elften keine Freunde hatte und somit viel Zeit, hab ich viel gelernt und hab mich stark verbessert.

Man muss immer das positive in allem sehen.

Nein Spaß. So ein Opfer bin ich dann doch nicht. Ich hab gemerkt, dass lernen was bringt und hatte wenig Freunde, trotzdem keine Zeit, weil viermal die Woche Therapie, und bin zu einer guten Schülerin geworden. Nicht brav, aber gut.

Die zwölfte Klasse ist jetzt nicht mehr ganz so gut, hab mich kaum verbessert (Feiern, Alkohol,Sport,Freunde,…). Aber mit 2,2 schaff ich schon noch irgendwie den NC für Jura in München :D

Kommentare

  1. "Was für ein Prachtexemplar eines gymnasialen Musterschülers. Stets fleißig und akribisch arbeitend. Das Lernen ist perfekt durchgeplant und hat oberste Priorität. Spaß und Freizeit sind nebensächlich, denn er weiß, nur Resultate sind wirklich wichtig. Zudem beherrscht er bereits die hohe Kunst der Diplomatie. Er stellt Autoritätspersonen nie in Frage. Anweisungen werden sofort ausgeführt und Ratschläge ohne Zögern umgesetzt. Zielstrebig verfolgt er sein Ziel: das perfekte Abitur, denn nur dann kann er behaupten seine Schulzeit optimal genutzt zu haben."...-und hat dabei vergessen zu leben und seine Jugend zu genießen. Klingt nach ner Menge Spaß, den du da hattest. Und wenn jetzt zusätzlich noch (ein klitzekleines bisschen?) Lerneifer aufgetaucht ist, ist das eine gute Zeiteinteilung. Ein bisschen Feiern hat schließlich noch niemandem geschadet :D *Heiligenschein aufsetz*

    Außerdem: Bei allen Leuten, die ich aus den letzten beiden Jahrgängen kenne(mich eingeschlossen), ist durch die Abiturprüfungen der Schnitt nochmal um einiges runter gegangen (von mindestens 0,2 bis 0,5). Wenn die Aufgaben also ähnlich schwierig bleiben, ist da mit ein bisschen Glück noch ein 1,x drin.

    Ich hoffe du konntest in den Ferien nochmal ordentlich entspannen. Wenn man gut drauf ist, tauchen die besten Geistesblitze auf. Also immer schön Motivationspausen einbauen, wenns auf die Zielgerade geht ;)

    Viele Grüße
    Florian

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